Der Entspanner
Mit dem VfL Gummersbach das erste Mal seit zwölf Jahren wieder international am Ball und mit 24 Jahren in der Nationalmannschaft debütiert: Es sind maximal aufregende Zeiten für Miro Schluroff. Trotzdem bleibt der Durchstarter gelassen und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Besuch bei einem, der es über Umwege an die Spitze geschafft hat.
Es gibt Menschen, die regen einen auf. Die stecken ihr Umfeld an mit Hektik und Nervosität. Und dann gibt es Miro Schluroff. Auch er steckt an – mit seiner entspannten Art, die er auch an diesem vorfrühlingshaften Freitagnachmittag in der Gummersbacher Fußgängerzone an den Tag legt. Im Café Hecker, in Jeans und Sweater, mit Sonnenbrille auf und Cappuccino vor sich.
Zunächst erzählt der heute 25-Jährige, wie es ihn überhaupt aus dem österreichischen Bregenz am Bodensee über Bremen, Wilhelmshaven, Berlin und Minden nach Gummersbach verschlagen hat. Und dass er eigentlich ja schon Fußballer war. Innenverteidiger, genau wie sein Vater: Lars Unger, der bei Werder Bremen als Profi Deutscher Meister, Pokalsieger und Europapokalsieger wurde. Doch – aus Handballfan-Sicht: Gott sei Dank, dass Schluroff zum Handball wechselte, als er 13 Jahre alt war. „In der Schule in Habenhausen waren ja alle Handballer. Die Lehrer, meine Freunde, alle.“
Obwohl er also damals Richtung Handball abgebogen ist, spielt der Fußball immer noch eine große Rolle für den Werder-Fan. Damals, so sagt er, waren Diego und Pizarro seine Idole. Heute ist er selbst Idol für die Jugendspieler in Gummersbach. Sein Vater organisiert übrigens heute die Events bei Werder Bremen, wodurch die Verbindung noch aktiv ist.
Wie viele verschiedene Werder-Trikots er im Schrank hat? „Etliche.“ Einer seiner Freunde ist übrigens Nick Woltemade, möglicherweise Deutschlands Sturm-Hoffnung der Zukunft. Damals in der Jugend spielten sie eine Weile zusammen. Ob er vielleicht doch lieber Fußballer geworden wäre? „Nein, das passt schon. Ich meine: Klar, wirtschaftlich wäre das natürlich interessanter gewesen. Aber wenn man sich auch den Aufwand anschaut, ist Handball schon eine gute Wahl.“ Schluroff sagt das nicht bloß so daher. Er sagt es voller Überzeugung, voller Zufriedenheit.
Von seinem Jugendverein ATSV Habenhausen ging es über den HC Bremen, den Wilhelmshavener HV, die Füchse Berlin und GWD Minden nach Gummersbach, wo er dieses Jahr erstmals in die Nationalmannschaft berufen wurde. Viel zu spät? „Nein, die Konkurrenz ist ja wahnsinnig gut.“ Bescheiden ist er. Auf eine sympathische Art bodenständig. Aber vielleicht ändert sich das mit wachsendem Ruhm und wachsenden Träumen?