00Kraus – sag niemals nie
Mimi Kraus ist Weltmeister und Wüterich, Spaßvogel und Geschäftsmann, Familienvater und Bürgermeisterkandidat. „Bock auf Handball“ war zu Besuch bei einem, der vieles bewegt und alles hat – außer eins: genügend Zeit.
Der Cappuccino im NICE Athletic Club, jenem Fitnessstudio, das Mimi Kraus am südlichen Stadtrand von Göppingen im Industrial Style erfolgreich hochgezogen hat, ist überragend. Dass der Kaffee in einem Gym besser ist als der in den meisten Cafés der Stadt, überrascht in diesem Fall nicht, spielt Champions-League-Sieger Kraus doch auch im Kaffeekonsum in der Champions League. Bis vor kurzem hatte der Hobby-Barista sogar eine eigene Kaffee- Marke im Angebot.
Genauso wenig überrascht es seine durchweg gut gebauten und gut gelaunten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass von ihrem Chef zur vereinbarten Uhrzeit weit und breit nichts zu sehen ist: „Ihr kennt doch den Mimi …“ Tatsächlich lernt man Mimi Kraus recht schnell kennen, denn Mimi ist keiner, der sich verstellt. Mimi Kraus ist ein Original. Authentisch. Ein Typ, bei dem Genie und Wahnsinn schon zu seinen Handballerzeiten so nah beieinander lagen wie die Kurzhanteln hier in seinem Gym vor der großen Spiegelwand. Und genau diese Mischung verkörpert der 41-Jährige auch in seiner zweiten Karriere, seit er vor fünf Jahren die Schuhe bei der SG BBM Bietigheim an den Nagel gehängt hat.
Ein Espresso hilft immer
Kurz bevor das Zeitfenster für den Termin zugeht, geht die Eingangstür auf. Mimi ist da. Und wie. Kaum einer schafft es, den Raum und die Leute im Raum so schnell für sich einzunehmen, wie er. „Sorry, Männer. Ich musste noch in die Apotheke, unser Kurzer hat Fieber.“ Böse sein kann man dem fast immer gut Gelaunten sowieso nicht. Dafür vereinnahmt er einen auch zu schnell und zu sehr mit seiner positiven Art. Selbst an diesem Tag, an dem ihn seine Stimme eigentlich dazu zwingt, für ihn ungewohnte Redepausen einzulegen. Erkältung. Vielleicht hilft ein Espresso. „Ein Espresso hilft immer!“, sagt er heiser, aber heiter.